Zumal es heutzutage bei einem behinderten Kind dann heißt, dass das "so was" heutzutage ja nicht mehr nötig gewesen wäre. Früher war es Schicksal, jetzt ist es die Schuld der Eltern, entweder keine Diagnostik gemacht oder sich gar bewusst für das behinderte Kind entschieden zu haben.
Das habe ich „heutzutage“ tatsächlich noch nie gehört. Fände ich auch komplett daneben!
Dass es jemand betroffenen Eltern direkt sagt ist sicher selten. Dass es unverantwortlich ist, dass man sich das Leben nicht schwerer machen sollte als nötig, dass man damit irgendwie die Familie zerstört, das kann man ja mehr oder weniger direkt hier im Thread lesen.
Ich finde nicht, dass man das hier direkt lesen kann. Manche sagen das über sich selbst. Und das für sich selbst so zu formulieren, dass man selbst das nicht könnte, das ist in Ordnung.
Aber eben nicht über andere zu urteilen, die sich anders entschieden haben (sei es bewusst, weil sie die Diagnose kannten, oder unbewusst, weil sie es nicht getestet haben). Und das lese ich hier nicht (ein Beitrag ging in die Richtung, aber eben nur einer).
Es geht hier ja darum, wie man diese Entscheidung treffen kann. Und da anzusprechen, dass das für die Familie belastend sein kann, ist schon korrekt. Und dann muss sich eben der Betroffene für sich selbst überlegen, für wie belastbar er seine Familie hält (und natürlich ist das auch nur geraten, weil man ja nicht weiß, wie groß die Probleme sind). Da können die Antworten dann sehr unterschiedlich ausfallen.
Was jemand für sich selbst entscheidet/entschieden hätte/ würde ist selbstverständlich immer okay und gehört nicht von anderen bewertet. Die Wahrscheinlichkeit, das man sich nach einer Diagnose alles zu rosig vorstellt und den Rat anderer braucht, dass auch alles ganz schrecklich werden könnte, halte ich für so gering, dass ich die Notwendigkeit dafür nicht sehe.
Sicher braucht die nicht jeder, aber der, der sie braucht, sollte sie bekommen können. Ich habe lange im Behindertenbereich gearbeitet- ich habe eine Vorstellung, was das bedeuten kann. Aber es gibt Menschen, die haben da genau null Berührungspunkte. Und Aufklärung über Positives wie auch Negatives kann halt schon hilfreich sein bei der Entscheidungsfindung.
Um die sachliche Beratung von Beratungsstellen ging es mir gar nicht, das halte ich auch für sinnvoll, wenn man noch unentschieden ist. Ich meinte eher die Allgemeinplätze, dass Erwachsene nicht mehr sonnig sind (sind die meisten Nichtbehinderten auch nicht mehr), man an die Geschwister denken soll oder ob sich der Partner trennt etc. Das hat .man doch eh im Hinterkopf.
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, daß da die Einschätzungen vorher und die Realität dann später sehr weit auseinanderliegen. Ich denke, die wenigsten Eltern gehen von Anfang an davon aus, daß es irgendwann zu schweren Überforderungen kommt, man Dinge nicht mehr bezahlen kann, das Geschwister unter der Situation mehr leidet als man dachte usw., im Gegenteil, das Gefühl, damit als Familie gut klarzukommen und insgesamt gut aufgestellt zu sein überwiegt und dann kommt irgendwann die Realität. Zumindest habe ich das mehrfach so erlebt. Sich für ein behindertes Kind zu entscheiden heißt meist eine Riesen Portion Optimismus, was auch schön ist (!), im Alltag über die Jahre entwickelt sich dann doch vieles anders. Ich glaube schon, daß da oft kommende Belastungen ausgeblendet werden, besonders für die anderen Kinder.
In unserem Landkreis gibt es ein extra Angebot für Geschwister von chronisch kranken oder behinderte Kindern. Es heißt "Jetzt bin ich mal dran!". Ist wohl eine landesweite Aktion (BaWü).
ErE Reloaded
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02.05.2024 20:03
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