Zitat von JohnnyTrotz im Beitrag #1Ich habe den Film gestern gesehen. Es geht um das Outing von über queeren 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der römisch-katholischen Kirche.
Tja, die sog. Weltkirche, durch die Rom mittlerweile stark beeinflusst wird (in Europa leben ja weniger und weniger Katholiken) findet das kein Thema. Nicht ganz umsonst sorgen sich die deutschen Kirchenoberen, dass es eine (Ab)spaltung geben könnte, wenn man die wirklich notwendigen Reformen möchte. Das ist wie so ein Elefant im Raum, den keiner erwähnen möchte und das macht die ganz wuschig.
Ich fand die Doku auch gut, mein Lebensgefährte konnte damit wenig anfangen. Ich habe mich über ihn sogar geärgert, er ist dem katholischen Glauben sehr verbunden. Ich bin auch gläubig, ich denke nur, da ist soviel Leid bei den Menschen, das tut mir sehr leid.
Ich habe nur wieder gedacht, dass ich nie in der katholischen Kirche sein könnte, auch wenn ich fest mit einer Gemeinde verbunden wäre. Soviel Verlogenheit und Leid.
Zitat von pepta im Beitrag #11Ich habe nur wieder gedacht, dass ich nie in der katholischen Kirche sein könnte, auch wenn ich fest mit einer Gemeinde verbunden wäre. Soviel Verlogenheit und Leid.
Ich hab ja schon ein Problem mit einer Kirche, die nicht mal in Betracht zieht, das Frauen nicht die wandelnde Sünde auf zwei Beinen ist.
Sehr berührend. Da war ein Zitat eingeblendet, ich finde es leider nicht mehr. In etwas "Die Kirche segnet nicht die Sünde, kann sie nicht segnen." Das macht einen wirklich sprachlos. Wie war noch mal die Geschickte von dem Balken im Auge?
Ich fand sie auch sehenswert! Das Bistum Aachen hat schnell reagiert und bekannt gegeben, dass Outings keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen haben im Bistum. Ich hoffe alle ziehen nach.
Wir sind evangelisch, in einer Gemeinde mit lesbischen Pfarrerinnen-Ehepaar, mein Mann ist vor ein paar Jahren erst von katholisch zu evangelisch gewechselt. Unser Sohn (11) hat meinem Mann nach der Doku total entsetzt gefragt ob die katholische Kirche wirklich so ist und warum Papa dann so lange katholisch war. Das passte gar nicht in sein Vorstellungsvermögen
Ich bin selbst katholisch und ich sehe, dass die Gemeinden vor Ort und auch "meine" Gemeinde da so unendlich viel weiter sind, als die Kirchenoberen. Der Druck von unten steigt und aufgeben, finde ich persönlich keine Option. Und genau deswegen ist diese Aktion so wichtig. Die Kirche muss mal in der heutigen Realität ankommen. Kündigen 2 Wochen vor der Geburt, unglaublich und das nur, weil Menschen Verantwortung füreinander übernehmen. Die Doku hat die Absurdität richtig gut gezeigt.
Ich musste allerdings auch an meinen Schulkollegen denken, der sich nicht outen mochte, da es noch nicht so lange her war, dass schwul sein strafbar war, und das kleine Dorf sich den Mund über ihn zerrissen hätte. Und das war nun nicht die Kirche, sondern Arzt, Apotheker, Bankchef und wer das sonst noch so das Sagen hatte. Ich denke, wir müssen alle aufarbeiten, was unsere Eltern so an Ansichten vertreten haben, weil sie ihnen so beigebracht wurden. Und auch daran ist nicht nur die Kirche schuld. Nur ist die Kirche extreeeem spät dran mit der Erkenntnis, was da alles falsch läuft und gelaufen ist.
Ich bin echt mal gespannt, ob ich es noch erleben werde, dass wenigstens das Zölibat fällt. Manchmal denke ich, jetzt kommt etwas in Bewegung. Jetzt kommt endlich eine Reform. Da scheint aber so viel Macht im Spiel alles zu unterdrücken.
Zitat von pepta im Beitrag #16Ich bin echt mal gespannt, ob ich es noch erleben werde, dass wenigstens das Zölibat fällt. Manchmal denke ich, jetzt kommt etwas in Bewegung. Jetzt kommt endlich eine Reform. Da scheint aber so viel Macht im Spiel alles zu unterdrücken.
Ich denke nicht, dass sich da etwas ändert. Dafür hat Deutschland zu wenig zu melden weltweit in der RKK.
Ich finde es zutiefst beschämend, dass ein Ex-Papst sagt, er entschuldige sich dafür, dass. eine "redaktionellen Bearbeitung seiner Stellungnahme" vorgenommen wurde und dass deshalb eine Falschaussage zustande kam, die einem zivilrechtlich verurteilten Mann (wegen Kindesmissbrauchs) die Möglichkeit gab, seinen Arbeitsort zu wechseln. Also nicht die Stellungnahme, sondern der Bericht darüber wurde verfälscht. Er entschuldigt sich nicht gegenüber den Opfern. Er bittet um Entschuldigung um die redaktionelle Bearbeitung. Er entschuldigt sich nicht für den Missbrauch. Und ich enthalte mich hier meiner Meinung darüber, weil ich weiß, dass viele Userinnen hier Mitglied in den christlichen Kirchen sind. Und ich persönlich (!) meine, Kirche hat nix mit dem Glauben zu tun.
Zitat von Danniiii im Beitrag #19Die Kirche ist zum kotzen.
Kann die Leute nicht verstehen, die ihre Kinder dem freiwillig aussetzen und taufen.
Glaube hin oder her, aber die Institution Kirche ist mit das schlimmste Übel auf der Welt.
Ich habe in meiner Kindheit die Kirche (ergo meine Gemeinde) als einen Ort erlebt, an dem ich sein konnte, wie ich war, und der viel zu meiner Persönlichkeitsentwicklung beigetragen hat. An der Schule herrschte Konformitätsdruck, im Sportverein ging es nur darum, wer die teuerste Ausstattung hatte, in einem anderen Hobby habe ich sexuelle Nötigung etc. mitbekommen (nicht als Opfer, nur am Rande - damals konnte ich das gar nicht richtig einordnen, heute bin ich entsetzt).
Kirche, das war für mich ein Kreis an Menschen, denen Werte wichtig waren. Liberale Werte. Wie Tibby schreibt, war diese Gemeinde schon in den 90er Jahren weiter als die katholische Kirche heute, und Tausende Gemeinden sind bis heute so.
Meine Kinder sind getauft, und sie haben auch Kontakt zur Kirche, weil unsere Gemeinde ihnen das ist, was meine mir früher war. Könnte ich austreten und trotzdem Mitglied meiner Gemeinde bleiben, würde ich das sofort tun. Und es ist schwer, diesen Widerspruch zu ertragen. Aber ich will die Kirche auch nicht den Verbrechern und Verstockten, Hardlinern und Fundamentalisten überlassen, die sie teils immer noch prägen. Es ist irgendwie auch meine Kirche.
Zitat von pepta im Beitrag #16Ich bin echt mal gespannt, ob ich es noch erleben werde, dass wenigstens das Zölibat fällt. Manchmal denke ich, jetzt kommt etwas in Bewegung. Jetzt kommt endlich eine Reform. Da scheint aber so viel Macht im Spiel alles zu unterdrücken.
Die katholische Kirche bzw. ihre Mitglieder sind in Europa bestimmt ganz anders eingestellt als auf anderen Kontinenten. Der Wunsch nach Aufhebung des Zölibats, der stärkeren Beteiligung von Frauen, der Erlaubnis von Wiederheirat oder Empfängnisverhütung oder oder mag hier immer größer und die Stimmen immer lauter werden. Anderswo würde man dem niemals zustimmen - und das nicht nur in Vatikanstadt.
One person's crazyness is another person's reality.
Ich finde das alles ganz schwer, ich verstehe Polarstern sehr gut. Aber gestern die Dokumentation hat mich auch sehr berührt. So viele wirklich tolle Menschen, die ihr ganzes Leben Angst haben müssen. Und das Wissen, dass die eigene Kirche einen krank, widerwärtig und pervers findet. Dazu die ganze Scheinheiligkeit, Verlogenheit und Obrigkeitshörigkeit...I
Zitat von Naddl im Beitrag #18Ich finde es zutiefst beschämend, dass ein Ex-Papst sagt, er entschuldige sich dafür, dass. eine "redaktionellen Bearbeitung seiner Stellungnahme" vorgenommen wurde und dass deshalb eine Falschaussage zustande kam, die einem zivilrechtlich verurteilten Mann (wegen Kindesmissbrauchs) die Möglichkeit gab, seinen Arbeitsort zu wechseln. Also nicht die Stellungnahme, sondern der Bericht darüber wurde verfälscht. Er entschuldigt sich nicht gegenüber den Opfern. Er bittet um Entschuldigung um die redaktionelle Bearbeitung. Er entschuldigt sich nicht für den Missbrauch. Und ich enthalte mich hier meiner Meinung darüber, weil ich weiß, dass viele Userinnen hier Mitglied in den christlichen Kirchen sind. Und ich persönlich (!) meine, Kirche hat nix mit dem Glauben zu tun.
Das ist alles beschämend, das stimmt.
Mit der verlinkten Dokumentation hat das allerdings nichts zu tun.
Zitat von Tibby33 im Beitrag #2Die Doku fand ich auch richtig richtig gut.
Mich hat sie richtig berührt.
Mich auch.
Ich frage mich aber auch, warum man zu einer Gemeinschaft gehören möchte, die einen so ablehnt und verurteilt.
Sozialisierung, Identifikation, unklare Gefühle - ich weiß es nicht.
Ich kann mir aber vorstellen, dass es ganz schwer ist, wenn du das gefunden hast, was dich in der Ausübung glücklich macht und du dich auch dazu berufen fühlst, aber dermaßen abgelehnt wirst. Aber wo findest du dann eine Heimat?
Ich bin von der alt-katholischen Kirche (hat keine hierarchische Struktur wie die RKK und ist deutlich liberaler, Stichwort Priesterinnenweihe, kein Zölibat, Segnung homosexueller Lebensgemeinschaften) in die EKD konvertiert und muss sagen, dass ich auch nach 25 Jahren noch einiges von dem vermisse, was mich ganz klar sozialisiert hat und was mir in den Kopf kommt, wenn ich das Wort "Kirche" höre.
Die RKK zieht mich exakt gar nicht an, aber ich finde es auch zu einfach, Leute zu verurteilen, die drin sind. In dem Moment, in dem mir ein Mitglied sagt, es fühle sich dort heimisch, komme aber mit den Ungerechtigkeiten nicht klar und wisse nicht, wie es den Zwiespalt zusammenkriegen kann, sage ich keine Silbe mehr.
ErE Reloaded
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25.01.2022 14:38
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