Zitat von Andrea im Beitrag #68 Altern ist nichts für Feiglinge. Da hängt so viel dran. Altern ist in vielen seiner Ausprägungen unkontrollierbar und auch unausweichlich.
Vieles an Dienstleistungen ist auch gar nicht (mehr) möglich in Deutschland. Es ist nicht so einfach einen Lieferdienst zu finden. Den gibt es nicht überall.
Da gleitet einer Frau langsam das selbständige Leben aus den Händen. Ja, damit kann man so oder so umgehen. Aber mit den seelischen Ressourcen ist es wie mit den körperlichen: Die sind halt nicht gleich verteilt.
Wenn ich ein reines Gewissen habe, dann können mir Vorwürfe - offen oder versteckt - nichts anhaben. Wenn ich Manipulationen durchschaue, dann bin ich doch oben auf und geschützt.
Und dann ist da die Frage: Will ich eine Lösung, damit es dir besser geht oder damit es mir besser geht, weil ich dann nicht mehr mit deinem Jammern umgehen muss? Wäre also für mich alles schick, wenn du nur nicht jammern würdest? Würde ich mir dann trotzdem Sorgen um dich und deinen Rücken machen? Würde ich dennoch fragen, wie es dir geht?
Da bin ich ganz bei dir, das ist sicherlich für manche schwerer als für andere. Wir haben das Thema ja auch gerade sehr stark in der Familie und auch bei uns müssen alte Menschen mit den Konsequenzen ihrer - immer wieder überprüften und neu diskutierten - Entscheidungen leben. Was du im letzten Punkt ansprichst, ist die tatsächliche Begegnung auf der Beziehungsebene, dafür brauche ich Augenhöhe, gerade mit alten Menschen. Für mich geht sowas eben leichter, wenn Menschen Verantwortung für sich übernehmen wollen - egal wie die Ressourcen verteilt sind - und bereit sind, ihre Entscheidungen zu akzeptieren, anstatt zu Jammern und Ergebnisse zu erwarten, die unmöglich sind. Das habe ich von meiner Oma gelernt: Akzeptieren, was da ist, und damit irgendwie arbeiten. Ich habe mit ihr kein Mitleid, weil sie 96 und alt ist. Ich habe Mitleid, weil sie in den letzten Jahren schlimme Dinge erleben musste, nicht, weil sie keine Kiste Wasser mehr tragen kann.
Ist ja bei mir selbst auch so: Wenn ich stundenlang im Garten arbeite, weiß ich vorher, dass mir der Rücken etc. hinterher wehtut. Ist aber ok, muss ja gemacht werden und ich hab nur da die Zeit. Dann sag ich zwar aua, aber ich beschwere mich nicht beim Mann, dass mir der Rücken so wehtut. War ja meine eigene Entscheidung.
Aber gerade da machst du ja etwas, was gemacht werden muss, auch wenn du dir der Folgen schon im Vorhinein bewusst bist. Natürlich darf man nach solchen Aktionen jammern.
Wenn ich den Kompost umsetze, ist das auch eine ätzende und schwere Arbeit, die ich auch nicht in mehreren Etappen machen kann. Warum sollte ich danach nicht jammern dürfen?
Wenn dir aber immer wieder Hilfe angeboten wird, den Kompost umzusetzen, damit es dir nicht hinterher schlecht geht, und du verweigerst das. Dann möchte ich aber auch kein jammern hören.
Ja, und dann fühle ich mich dafür unfähig oder alt oder sonstwie schlecht. Oder der Hilfsvorschlag lautet, ich soll doch den Kompost oder den Garten abschaffen, wenn mir nach dem Kompostumsetzen alles weh tut, ein schöner englischer Rasen (meine Horrorvorstellung) ist doch auch sehr schön. Mal davon abgesehen, dass der ständig gemäht werden muss und ich lieber den Garten umgrabe als zu mähen.
Und die Person, die den Vorschlag mit dem Rasen macht, denkt auch, dass sie sich für lösungsorientiert hält.
Ist sie ja auch. Die Lösung passt nur nicht für dich.
Zitat von peacelike im Beitrag #1Laut meiner Mutter bin ich so rational, dass es kaum auszuhalten ist. Insofern: seid ihr hier anders?
Es fällt mir schwer, ehrlich mitleidig zu sein, wenn Menschen die gleichen Fehler immer wieder machen oder sich nicht helfen lassen.
Beispiel: Meine Mutter verweigert, dass ich Getränke bestelle (Grund: unklar), hat aber Rückenschmerzen, wenn sie sie im Supermarkt kauft und die Treppe hochschleppt. Ich wohne 500 km entfernt, mehr Hilfe als Bestellung kann ich nicht anbieten.
Beispiel: Mein Mann arbeitet jede Woche mindestens einen Abend bis Mitternacht, schläft dann schlecht, hat am nächsten Morgen Kopfschmerzen, sagt Termine ab und kriegt dann den ganzen Tag nichts hin. Völlig unproduktiv.
Ich kann da nicht mehr ernsthaft Bedauern über Unwohlsein äußern - auch, wenn mir Rücken- oder Kopfschmerzen leid tun, ist es ja ein "Leiden nach Ansage".
Ich halte mich eigendlich für empathisch, aber vielleicht bin ich das nicht. Ihr?
Bei sowas bin ich gar nicht empathisch Solche Leute, Situationen nerven mich extrem
Ich weiß das manche Leute es nur loswerden wollen, aber nicht bei mir Ich bin ein lösungsorientierter Mensch
Zitat von peacelike im Beitrag #1Laut meiner Mutter bin ich so rational, dass es kaum auszuhalten ist. Insofern: seid ihr hier anders?
Es fällt mir schwer, ehrlich mitleidig zu sein, wenn Menschen die gleichen Fehler immer wieder machen oder sich nicht helfen lassen.
Beispiel: Meine Mutter verweigert, dass ich Getränke bestelle (Grund: unklar), hat aber Rückenschmerzen, wenn sie sie im Supermarkt kauft und die Treppe hochschleppt. Ich wohne 500 km entfernt, mehr Hilfe als Bestellung kann ich nicht anbieten.
Beispiel: Mein Mann arbeitet jede Woche mindestens einen Abend bis Mitternacht, schläft dann schlecht, hat am nächsten Morgen Kopfschmerzen, sagt Termine ab und kriegt dann den ganzen Tag nichts hin. Völlig unproduktiv.
Ich kann da nicht mehr ernsthaft Bedauern über Unwohlsein äußern - auch, wenn mir Rücken- oder Kopfschmerzen leid tun, ist es ja ein "Leiden nach Ansage".
Ich halte mich eigendlich für empathisch, aber vielleicht bin ich das nicht. Ihr?
Bei so simplen Fällen wie den von Dir genannten Beispielen habe ich genau null Mitleid. Für den Mann sogar negatives (weil ich der Mutter ihr Alter und den damit oft einhergehenden Altersstarrsinn zugute halte). Ich halte es sogar für kontraproduktiv, da Bedauern über das Leiden zu äußern. Verbesserungsvorschläge verkneife ich mir aber meist auch, weil derjenige die ja auch offensichtlich nicht haben will. (Bei Deiner Mutter hätte ich wie Du anfangs angeboten, das durch Bestellung zu lösen.)
Bei komplexeren Problemen tue ich mir dagegen deutlich schwerer eine Haltung zu finden. Denn fremde Probleme finde ich oft leicht zu lösen. Es ist aber aus der Logik des Leidenden nachvollziehbar, warum er leidet und da halt nicht rauskommt. Mit manchen meiner Probleme geht es mir ähnlich. Die hätte jemand, der etwas anders gestrickt ist als ich, auch gar nicht erst. Je nachdem, wie ich zu dem Leidenden stehe, bin ich höchst verständnisvoll, bedauere, tröste, tue was ich kann zu dessen Entlastung. Ich bin mir aber auch nicht sicher, ob das immer richtig ist. Manchmal ist es langfristig für den Leidenden ja auch besser, wenn er sich mal zusammenreißen muss. Oder wenn sich seine Situation so stark zuspitzt, dass er endlich bereit ist, Hilfe anzunehmen.
Ich finde beide Fälle überhaupt nicht simpel.
Wieso?
Ich finde für das Verhalten beider Personen durchaus nachvollziehbare Gründe - das bedeutet dann aber, dass sie die negativen Folgen durchaus bewusst in Kauf nehmen, und damit erübrigt sich jammern aus meiner Sicht (mit Jammern meine ich "anhaltendes Klagen über xyz", nicht mal kurz zu sagen, heut tut mir der Rücken wieder weh, weil ich gestern ...). Also, die Mutter will sich beweisen, dass sie die Getränke noch selber hochschaffen kann. Völlig ok. Der Mann ist so im Flow, dass er nicht abbrechen mag mit der Arbeit. Auch ok, dann kalkuliert er den unproduktiven Tag halt ebenso ein wie die Mutter die Rückenschmerzen.
Ist ja bei mir selbst auch so: Wenn ich stundenlang im Garten arbeite, weiß ich vorher, dass mir der Rücken etc. hinterher wehtut. Ist aber ok, muss ja gemacht werden und ich hab nur da die Zeit. Dann sag ich zwar aua, aber ich beschwere mich nicht beim Mann, dass mir der Rücken so wehtut. War ja meine eigene Entscheidung.
Komische Denkweise. Nur weil zwangsläufig Verhalten A Ergebnis B nach sich zieht, darf ich mich darüber jammern? Auch wenn Ergebnis B unangenehm ist? Ich bekomme regelmäßig nach dem Essen Schmerzen. Soll ich das etwa gänzlich abschaffen? Oder reicht es, wenn ich nicht jammere?
Essen ist kein gutes Beispiel, denn essen muss man. Ohne geht nicht lange gut, hab ich mir sagen lassen.
Nach längerem Überlegen komme ich zu dem Schluss: mein Mitleid hängt davon ab, wie oft etwas vorkommt. Wenn Fim zweimal im Jahr Rücken vom Kompostumsetzen hat, hat sie mein Mitleid. Hat sie jede Woche Rücken vom Rasenmähen, ist mein Mitleid irgendwann erschöpft. Wahrscheinlich muss es zwischendrin erst wieder aufladen *gg*
Da ich grundsätzlich davon ausgehe, dass jeder Mensch gute Gründe für sein Handeln hat, gehe ich auch bei Menschen, die sich ihr Leid selbst machen, davon aus. Daher tun sie mir schon leid - bzw. anders, ich habe Mitgefühl, wenn sie offensichtlich nicht so handeln können, wie es ihnen vielleicht gut tun würde.
Das heißt nicht, dass ich mir dann ständig Klagen darüber anhören möchte oder bereit bin, die Suppe für die Leute auszulöffeln, aber anerkennen, dass es für sie schwierig ist, etwas zu ändern, das schon.
Zitat von Sascha im Beitrag #2 Ich kann das total von einander trennen. Die können mir leid tun, und ich kann trotzdem selber schuld sagen.
Das kommt so ein bisschen drauf an, wie malad das Gegenüber ist. Der Freund meines Mannes hat ein bisschen midlife crisis und ihn überredet, mal wieder die Stätten der Jugend zu touren. Um halb fünf wankte mein Gemahl also aus dem hippen Techno Schuppen heim und fiel am nächsten Tag gegen halb 12 mit einem Kater aus dem Bett (er hatte wagemutige 3 Bier). Er hat mir schon ein bisschen leid getan und war ganz klar selber schuld, aber ich hab's mir verkniffen, das laut zu sagen. Zwei Tage hab ich ausgehalten, dann musste der Satz aber raus
EINMAL ist für mich immer OK. Macht er das öfter, wirds mit dem Mitleid immer schwerer für mich.
Zitat von peacelike im Beitrag #1Laut meiner Mutter bin ich so rational, dass es kaum auszuhalten ist. Insofern: seid ihr hier anders?
Es fällt mir schwer, ehrlich mitleidig zu sein, wenn Menschen die gleichen Fehler immer wieder machen oder sich nicht helfen lassen.
Beispiel: Meine Mutter verweigert, dass ich Getränke bestelle (Grund: unklar), hat aber Rückenschmerzen, wenn sie sie im Supermarkt kauft und die Treppe hochschleppt. Ich wohne 500 km entfernt, mehr Hilfe als Bestellung kann ich nicht anbieten.
Beispiel: Mein Mann arbeitet jede Woche mindestens einen Abend bis Mitternacht, schläft dann schlecht, hat am nächsten Morgen Kopfschmerzen, sagt Termine ab und kriegt dann den ganzen Tag nichts hin. Völlig unproduktiv.
Ich kann da nicht mehr ernsthaft Bedauern über Unwohlsein äußern - auch, wenn mir Rücken- oder Kopfschmerzen leid tun, ist es ja ein "Leiden nach Ansage".
Ich halte mich eigendlich für empathisch, aber vielleicht bin ich das nicht. Ihr?
Bei der Mutter ist es das entgleiten der Selbstbestimmung im Alter. Beim Mann Druck von Außen und seine Art damit umzugehen. Erwarten die Beiden wirklich Mitleid? Mitgefühl würde ja eher passen. Das ist aber was anderes.
Richtig unangenehm sind Leute, die nur am Jammern sind, wie schlecht ihre Situation ist und jegliche Lösungen sofort mit dem Hinweis abbügeln, dass ja sowieso niemand eine Ahnung hat wie schlimm alles ist und warum sie da unmöglich was gegen tun können. Die fundierten Ratschläge können noch so detailliert, korrekt und hilfreich sein, sie werden ignoriert. Stattdessen wird weiter gemacht wie bisher und das Gejammer wird dann gern noch einen Gang höher geschaltet, damit es auch ja nicht überhört wird. In der Hoffnung, dass wieder jemand zuhört, der noch nicht genug davon hatte. Da ist dann klar zu erkennen, dass der Wunsch nach Änderung der Situation gar nicht gegeben ist.
Bei sowas hält sich dann auch mein Mitgefühl in engen Grenzen.
Ich kann Mitgefühl haben, auch wenn ich ein Verhalten nicht nachvollziehen kann. Das hat für mich nix mit Rationalität zu tun. Jemand, der nicht (mehr) so fit ist, problemlos Getränke tragen zu können, tut mir leid. Unabhängig davon, ob die Person es dann dennoch selbst tut oder stattdessen Hilfe in Anspruch nimmt. Jemand, der auf viel Arbeit mit körperlichen Beschwerden reagiert, tut mir ebenfalls leid, unabhängig davon, ob er/sie dann lieber weniger arbeitet oder Kopfweh bekommt.
Was ich aber nicht gut haben kann, ist Gejammer (egal woher das Leid rührt). Also, ich hör mir "gern" jeden Kummer an, auch in Endlosschleife, aber bitte ohne Show. So Aufmerksamkeitsgeheische regt mich aus Gründen auf.
Armselige Besserwisserin ohne grundlegendste Tortenkenntnisse
Zitat von peacelike im Beitrag #1Laut meiner Mutter bin ich so rational, dass es kaum auszuhalten ist. Insofern: seid ihr hier anders?
Es fällt mir schwer, ehrlich mitleidig zu sein, wenn Menschen die gleichen Fehler immer wieder machen oder sich nicht helfen lassen.
Beispiel: Meine Mutter verweigert, dass ich Getränke bestelle (Grund: unklar), hat aber Rückenschmerzen, wenn sie sie im Supermarkt kauft und die Treppe hochschleppt. Ich wohne 500 km entfernt, mehr Hilfe als Bestellung kann ich nicht anbieten.
Beispiel: Mein Mann arbeitet jede Woche mindestens einen Abend bis Mitternacht, schläft dann schlecht, hat am nächsten Morgen Kopfschmerzen, sagt Termine ab und kriegt dann den ganzen Tag nichts hin. Völlig unproduktiv.
Ich kann da nicht mehr ernsthaft Bedauern über Unwohlsein äußern - auch, wenn mir Rücken- oder Kopfschmerzen leid tun, ist es ja ein "Leiden nach Ansage".
Ich halte mich eigendlich für empathisch, aber vielleicht bin ich das nicht. Ihr?
Ich gehe davon aus, dass die Menschen Gründe dafür haben, so zu handeln, auch wenn es anders objektiv besser wäre, von daher habe ich durchaus Mitleid (die Mutter kann sich vielleicht noch nicht eingestehen, dass sie nicht mehr so kann wie früher, der Mann wäre gerne leistungsfähiger und hofft, dass es dieses Mal klappen wird). Wenn es allerdings in Gejammer über das ewig gleiche Thema ausartet, höre ich nicht mehr zu
Zitat von Sascha im Beitrag #2 Ich kann das total von einander trennen. Die können mir leid tun, und ich kann trotzdem selber schuld sagen.
Das kommt so ein bisschen drauf an, wie malad das Gegenüber ist. Der Freund meines Mannes hat ein bisschen midlife crisis und ihn überredet, mal wieder die Stätten der Jugend zu touren. Um halb fünf wankte mein Gemahl also aus dem hippen Techno Schuppen heim und fiel am nächsten Tag gegen halb 12 mit einem Kater aus dem Bett (er hatte wagemutige 3 Bier). Er hat mir schon ein bisschen leid getan und war ganz klar selber schuld, aber ich hab's mir verkniffen, das laut zu sagen. Zwei Tage hab ich ausgehalten, dann musste der Satz aber raus
EINMAL ist für mich immer OK. Macht er das öfter, wirds mit dem Mitleid immer schwerer für mich.
Das ist zum Beispiel einer der Gründe, warum ich das streue und mich freue, mehrere Menschen zu haben, die mir zuhören. Da kann ich trotzdem immer wieder meine Klage vorbringen, aber nicht immer bei der gleichen Person. Erst, wenn sie im "Turnus" wieder dran ist. Umgekehrt bin ich dankbar, wenn ich nicht die einzige Person bin und auch andere mal den Part des Zuhörens übernehmen.
In der Familie machen wir es zum Beispiel so, dass mein Mann und ich uns abwechseln. Und dass mein Mann sich mit seiner Schwester bei ihren Eltern ablösen.
Also haben Schwiegereltern schon mal vier Personen: Sohn, dessen Frau, Tochter, deren Mann
Und bei Besuchen Pflegeheim habe ich mich ab und zu mit anderen Angehörigen abgewechselt. Dann hörte man wenigstens mal eine andere Stimme und war nicht "vorbelastet".
Wenn Menschen nicht gerade dement sind und eh alles wiederholen, klappt es manchmal, wenn man die Klage gleich zu Beginn einer Begegnung (persönlich oder telefonisch) "in den Raum stellt", sie würdigt (Ja, alles scheiße.) und dann auf was Schönes zu sprechen kommt.
Ich finde es vergleichsweise einfach, wenn ich der Meinung bin, dass nur gejammert werden soll: Super, ich muss mir nix ausdenken, ich kann einfach nur dasitzen und nicken, zustimmend murmeln und gut ist. Am Telefon mit Kopfhörer kann ich nebenher sogar noch mit den Händen was arbeiten. Ist für mich viel angenehmer als "Andrea, finde eine Lösung für mein Problem." Vergnügungssteuerpflichtig ist das dennoch nicht. Aber das hat mir auch niemand versprochen.
Warum sollte mir jemand leid tun, der sich freiwillig und selbstbestimmt entschieden hat, zu handen, wie er handelt? Ich sag ihm vielleicht was Nettes, wenn ich merke, er braucht das, aber das kann ich ganz ohne Mitleid zu haben.
Mitleid hab ich mit meiner Mutter beim Begräbnis ihrer besten Freundin, wenn sie mit versteinertem Gesicht immer mehr in sich zusammensinkt.
Zitat von DasUpfel im Beitrag #79 Essen ist kein gutes Beispiel, denn essen muss man. Ohne geht nicht lange gut, hab ich mir sagen lassen.
Nach längerem Überlegen komme ich zu dem Schluss: mein Mitleid hängt davon ab, wie oft etwas vorkommt. Wenn Fim zweimal im Jahr Rücken vom Kompostumsetzen hat, hat sie mein Mitleid. Hat sie jede Woche Rücken vom Rasenmähen, ist mein Mitleid irgendwann erschöpft. Wahrscheinlich muss es zwischendrin erst wieder aufladen *gg*
Ich finde es vergleichsweise einfach, wenn ich der Meinung bin, dass nur gejammert werden soll: Super, ich muss mir nix ausdenken, ich kann einfach nur dasitzen und nicken, zustimmend murmeln und gut ist. Am Telefon mit Kopfhörer kann ich nebenher sogar noch mit den Händen was arbeiten. Ist für mich viel angenehmer als "Andrea, finde eine Lösung für mein Problem." Vergnügungssteuerpflichtig ist das dennoch nicht. Aber das hat mir auch niemand versprochen.
Ich glaube, das ist bei den Tröstenden oft das Problem. Dass sie vermuten, es würde eine Lösung erwartet. Dabei reicht es häufig, dass man einfach Anteil nimmt und das Leid nicht negiert. Für vielen Kummer gibt es gar keine Lösung (wer tot ist, kommt nicht wieder, eine chronische Krankheit geht nicht weg, ein geplatzter Lebenstraum lässt sich nicht zurückholen usw usf) und es ist bloß wichtig, dass es anerkannt und mit ausgehalten wird.
Armselige Besserwisserin ohne grundlegendste Tortenkenntnisse
Ich glaube, das ist bei den Tröstenden oft das Problem. Dass sie vermuten, es würde eine Lösung erwartet. Dabei reicht es häufig, dass man einfach Anteil nimmt und das Leid nicht negiert. Für vielen Kummer gibt es gar keine Lösung (wer tot ist, kommt nicht wieder, eine chronische Krankheit geht nicht weg, ein geplatzter Lebenstraum lässt sich nicht zurückholen usw usf) und es ist bloß wichtig, dass es anerkannt und mit ausgehalten wird.
Ja, das ist die Umsetzung von "Ich sehe dich."
Ich finde es auch spannend, hier zu lesen, dass andere bestimmen, was nun bemitleidenswert ist oder nicht.
Ich habe das mal selber als extrem unpassend erlebt, für was ich Mitleid bekommen habe und für was nicht. Der andere fand was in meinem Leben bemitleidenswert, an was ich gar nicht leide. Das fand ich sehr von oben herab.
Und wenn jemand anders mir sagt, für was ich nun dein Mitleid bekomme und für was nicht, dann soll er es ganz stecken lassen. Das hat mehr mit ihm zu tun als mit mir. Das ist doch kein Menü "Such dir aus, was von meinem Leid dir genehm ist, dich damit zu beschäftigen." Bzw. umgekehrt: Ich verstehe, wenn jemand sauer auf mich ist, wenn ich da die Prioritäten anders setze als sie selber. Aber dann darf sie auch zweimal auf mich sauer sein. (Okay, "darf" klingt , als ich ob da was zu erlauben hätte. Habe ich nicht. Aber ich verstehe es.) Aber das ist das Leben. Passt nicht immer zusammen.
Zitat von peacelike im Beitrag #1Laut meiner Mutter bin ich so rational, dass es kaum auszuhalten ist. Insofern: seid ihr hier anders?
Es fällt mir schwer, ehrlich mitleidig zu sein, wenn Menschen die gleichen Fehler immer wieder machen oder sich nicht helfen lassen.
Beispiel: Meine Mutter verweigert, dass ich Getränke bestelle (Grund: unklar), hat aber Rückenschmerzen, wenn sie sie im Supermarkt kauft und die Treppe hochschleppt. Ich wohne 500 km entfernt, mehr Hilfe als Bestellung kann ich nicht anbieten.
Beispiel: Mein Mann arbeitet jede Woche mindestens einen Abend bis Mitternacht, schläft dann schlecht, hat am nächsten Morgen Kopfschmerzen, sagt Termine ab und kriegt dann den ganzen Tag nichts hin. Völlig unproduktiv.
Ich kann da nicht mehr ernsthaft Bedauern über Unwohlsein äußern - auch, wenn mir Rücken- oder Kopfschmerzen leid tun, ist es ja ein "Leiden nach Ansage".
Ich halte mich eigendlich für empathisch, aber vielleicht bin ich das nicht. Ihr?
Bei so simplen Fällen wie den von Dir genannten Beispielen habe ich genau null Mitleid. Für den Mann sogar negatives (weil ich der Mutter ihr Alter und den damit oft einhergehenden Altersstarrsinn zugute halte). Ich halte es sogar für kontraproduktiv, da Bedauern über das Leiden zu äußern. Verbesserungsvorschläge verkneife ich mir aber meist auch, weil derjenige die ja auch offensichtlich nicht haben will. (Bei Deiner Mutter hätte ich wie Du anfangs angeboten, das durch Bestellung zu lösen.)
Bei komplexeren Problemen tue ich mir dagegen deutlich schwerer eine Haltung zu finden. Denn fremde Probleme finde ich oft leicht zu lösen. Es ist aber aus der Logik des Leidenden nachvollziehbar, warum er leidet und da halt nicht rauskommt. Mit manchen meiner Probleme geht es mir ähnlich. Die hätte jemand, der etwas anders gestrickt ist als ich, auch gar nicht erst. Je nachdem, wie ich zu dem Leidenden stehe, bin ich höchst verständnisvoll, bedauere, tröste, tue was ich kann zu dessen Entlastung. Ich bin mir aber auch nicht sicher, ob das immer richtig ist. Manchmal ist es langfristig für den Leidenden ja auch besser, wenn er sich mal zusammenreißen muss. Oder wenn sich seine Situation so stark zuspitzt, dass er endlich bereit ist, Hilfe anzunehmen.
Ich finde beide Fälle überhaupt nicht simpel.
Wieso?
Ich finde für das Verhalten beider Personen durchaus nachvollziehbare Gründe - das bedeutet dann aber, dass sie die negativen Folgen durchaus bewusst in Kauf nehmen, und damit erübrigt sich jammern aus meiner Sicht (mit Jammern meine ich "anhaltendes Klagen über xyz", nicht mal kurz zu sagen, heut tut mir der Rücken wieder weh, weil ich gestern ...). Also, die Mutter will sich beweisen, dass sie die Getränke noch selber hochschaffen kann. Völlig ok. Der Mann ist so im Flow, dass er nicht abbrechen mag mit der Arbeit. Auch ok, dann kalkuliert er den unproduktiven Tag halt ebenso ein wie die Mutter die Rückenschmerzen.
Ist ja bei mir selbst auch so: Wenn ich stundenlang im Garten arbeite, weiß ich vorher, dass mir der Rücken etc. hinterher wehtut. Ist aber ok, muss ja gemacht werden und ich hab nur da die Zeit. Dann sag ich zwar aua, aber ich beschwere mich nicht beim Mann, dass mir der Rücken so wehtut. War ja meine eigene Entscheidung.
Komische Denkweise. Nur weil zwangsläufig Verhalten A Ergebnis B nach sich zieht, darf ich mich darüber jammern? Auch wenn Ergebnis B unangenehm ist? Ich bekomme regelmäßig nach dem Essen Schmerzen. Soll ich das etwa gänzlich abschaffen? Oder reicht es, wenn ich nicht jammere?
Ich hab es woanders geschrieben, ich meinte eine andere Art von Jammern im Sinn von den anderen unter Druck setzen, er soll mich jetzt bemitleiden, bedauern, was für mich tun etc. - hängt irgendwie auch mit der Häufigkeit und Intensität zusammen. Und eben damit, ob ich mögliche Hilfsangebote kategorisch ablehne, (womöglich von denselben Leuten, die mir dann zuhören sollen beim Jammern...).
Bei Dir zB würde ich davon ausgehen, dass "mir geht es so schlecht nach dem Essen" nicht Dein einziges Gesprächsthema ist. Und übrigens: Hört sich total beschxxxan an, regelmäßig einfach durchs Essen Schmerzen zu haben.
Ich glaube, das ist bei den Tröstenden oft das Problem. Dass sie vermuten, es würde eine Lösung erwartet. Dabei reicht es häufig, dass man einfach Anteil nimmt und das Leid nicht negiert. Für vielen Kummer gibt es gar keine Lösung (wer tot ist, kommt nicht wieder, eine chronische Krankheit geht nicht weg, ein geplatzter Lebenstraum lässt sich nicht zurückholen usw usf) und es ist bloß wichtig, dass es anerkannt und mit ausgehalten wird.
Ja, das ist die Umsetzung von "Ich sehe dich."
Ich finde es auch spannend, hier zu lesen, dass andere bestimmen, was nun bemitleidenswert ist oder nicht.
Ich habe das mal selber als extrem unpassend erlebt, für was ich Mitleid bekommen habe und für was nicht. Der andere fand was in meinem Leben bemitleidenswert, an was ich gar nicht leide. Das fand ich sehr von oben herab.
Und wenn jemand anders mir sagt, für was ich nun dein Mitleid bekomme und für was nicht, dann soll er es ganz stecken lassen. Das hat mehr mit ihm zu tun als mit mir. Das ist doch kein Menü "Such dir aus, was von meinem Leid dir genehm ist, dich damit zu beschäftigen." Bzw. umgekehrt: Ich verstehe, wenn jemand sauer auf mich ist, wenn ich da die Prioritäten anders setze als sie selber. Aber dann darf sie auch zweimal auf mich sauer sein. (Okay, "darf" klingt , als ich ob da was zu erlauben hätte. Habe ich nicht. Aber ich verstehe es.) Aber das ist das Leben. Passt nicht immer zusammen.
Ich habe nirgends gelesen, dass andere bestimmen, was bemitleidenswert ist oder nicht. Aber jeder spürt bei sich selbst, ob er in einer Situation Mitleid empfindet oder nicht. Person A kann zwar finden, dass sie Mitleid verdient - aber nur von den Personen B,C, oder D, denen A es erzählt, hängt ab, ob B,C, oder D jeweils Mitleid empfinden.
Ich glaube, das ist bei den Tröstenden oft das Problem. Dass sie vermuten, es würde eine Lösung erwartet. Dabei reicht es häufig, dass man einfach Anteil nimmt und das Leid nicht negiert. Für vielen Kummer gibt es gar keine Lösung (wer tot ist, kommt nicht wieder, eine chronische Krankheit geht nicht weg, ein geplatzter Lebenstraum lässt sich nicht zurückholen usw usf) und es ist bloß wichtig, dass es anerkannt und mit ausgehalten wird.
Ja, das ist die Umsetzung von "Ich sehe dich."
Ich finde es auch spannend, hier zu lesen, dass andere bestimmen, was nun bemitleidenswert ist oder nicht.
Ich habe das mal selber als extrem unpassend erlebt, für was ich Mitleid bekommen habe und für was nicht. Der andere fand was in meinem Leben bemitleidenswert, an was ich gar nicht leide. Das fand ich sehr von oben herab.
Und wenn jemand anders mir sagt, für was ich nun dein Mitleid bekomme und für was nicht, dann soll er es ganz stecken lassen. Das hat mehr mit ihm zu tun als mit mir. Das ist doch kein Menü "Such dir aus, was von meinem Leid dir genehm ist, dich damit zu beschäftigen." Bzw. umgekehrt: Ich verstehe, wenn jemand sauer auf mich ist, wenn ich da die Prioritäten anders setze als sie selber. Aber dann darf sie auch zweimal auf mich sauer sein. (Okay, "darf" klingt , als ich ob da was zu erlauben hätte. Habe ich nicht. Aber ich verstehe es.) Aber das ist das Leben. Passt nicht immer zusammen.
Ich finde es legitim, wenn man für sich sagt, man kann ein Leid nicht als solches nachvollziehen und daher kein Anteil nehmen. Aber dann finde ich es unpassend, dass dem anderen mit "selbst Schuld" oder "das ist doch nicht so schlimm" aufzudrücken. Wer aber glaubt, seine/ihre Nichtanteilnahme sei nicht ok, kann vielleicht eine Ebene zurückgehen. Um bei einem Beispiel der TE zu bleiben: wenn sie nicht mitfühlt, weil die Mutter Schmerzen hat, weil sie wider "besseren Wissens" schwer getragen hat, kann sie stattdessen vielleicht fühlen, dass es ihr leid tut, dass der Mutter die Kräfte und die körperliche Fitness und damit ein Stück weit auch die Selbstständigkeit schwinden und dieser die Akzeptanz dessen anscheinend schwerfällt.
Armselige Besserwisserin ohne grundlegendste Tortenkenntnisse
Ich kann mir ziemlich geduldig selbst gemachtes Leid anhören und schaffe es in der Regel auch die Eigenverantwortung nett zu formulieren. Schwierig werden die Gespräche für mich, wenn immer die anderen schuld sind und das Gegenüber sich konsequent als Opfer von Leuten oder Umständen darstellt. Mit "Ich hab schon wieder vor der Frühschicht den Weg ins Bett nicht gefunden, dafür aber zwei Glas Wein getrunken!" kann ich ziemlich endlos umgehen. Verständnis hab ich oft.
Ich brauche auch meine Zeit für Lösungen und schiebe Probleme manchmal lange vor mir her, bis ich es schaffe, aktiv zu werden. Das gestehe ich auch anderen zu.
Zitat von BigMama im Beitrag #86Warum sollte mir jemand leid tun, der sich freiwillig und selbstbestimmt entschieden hat, zu handen, wie er handelt? Ich sag ihm vielleicht was Nettes, wenn ich merke, er braucht das, aber das kann ich ganz ohne Mitleid zu haben.
Mitleid hab ich mit meiner Mutter beim Begräbnis ihrer besten Freundin, wenn sie mit versteinertem Gesicht immer mehr in sich zusammensinkt.
Zitat von DasUpfel im Beitrag #79 Essen ist kein gutes Beispiel, denn essen muss man. Ohne geht nicht lange gut, hab ich mir sagen lassen.
Nach längerem Überlegen komme ich zu dem Schluss: mein Mitleid hängt davon ab, wie oft etwas vorkommt. Wenn Fim zweimal im Jahr Rücken vom Kompostumsetzen hat, hat sie mein Mitleid. Hat sie jede Woche Rücken vom Rasenmähen, ist mein Mitleid irgendwann erschöpft. Wahrscheinlich muss es zwischendrin erst wieder aufladen *gg*
Normalerweise hab ich Mitleid, wenn jemand leidet. Auch wenn die Person sich sehenden Auges dafür entschieden hat. Manchmal tut man das ja, obwohl man weiß, dass es stellenweise Leiden bedeutet. Dann gibts von mir ein wenig Mitleid, man fühlt sich verstanden, kann sich die Nase schneuzen und weitermachen.
Nur halt nicht, wenn es zu oft vorkommt. Wie gesagt, mein Mitleid scheint sich aufladen zu müssen
Zitat von AnnaLicht im Beitrag #92Ich kann mir ziemlich geduldig selbst gemachtes Leid anhören und schaffe es in der Regel auch die Eigenverantwortung nett zu formulieren. Schwierig werden die Gespräche für mich, wenn immer die anderen schuld sind und das Gegenüber sich konsequent als Opfer von Leuten oder Umständen darstellt. Mit "Ich hab schon wieder vor der Frühschicht den Weg ins Bett nicht gefunden, dafür aber zwei Glas Wein getrunken!" kann ich ziemlich endlos umgehen. Verständnis hab ich oft.
Ich brauche auch meine Zeit für Lösungen und schiebe Probleme manchmal lange vor mir her, bis ich es schaffe, aktiv zu werden. Das gestehe ich auch anderen zu.
Jemand der immer denkt er hat es schwerer als alle andern ist für mich auch sehr schwierig.
Zitat von Uschi Blum im Beitrag #24„Selbst schuld“ ist übrigens so ein Spruch, den ich weder denke, noch sage. Das kommt mir so selbstgefällig rüber. Vielleicht macht es das auch einfacher. Also irgendwie fällt dadurch der Punkt des Sich-darüber-Aufregen weg.
ich sag ja, ich bin rational veramlagt. Ich sage auch häufig beim eigenen Jammern, dass ich selbst schuld bin - ich wollte die Beförderung, also habe ich jetzt einen Termin, für den ich kurz nach fünf aus dem Haus muss. Ist halt so. Wirkliches Selbstmitleid gibt es nur, wenn ich der Situation ausgeliefert bin (oder mich zumindest so fühle).
Ach, ich kann mir auch einen spannenden und verantwortungsvollen Job vorstellen, bei dem ich nicht um fünf Uhr das Haus verlassen muss… Ich wollte Kinder, aber keine durchgeschrienen Nächte… Ich wollte eine Beziehung mit genau diesem Mann, aber trotzdem regen mich Situationen mit ihm auf… Ich wollte arbeiten, aber bin trotzdem oft erschöpft.
Zitat von peacelike im Beitrag #1Laut meiner Mutter bin ich so rational, dass es kaum auszuhalten ist. Insofern: seid ihr hier anders?
Es fällt mir schwer, ehrlich mitleidig zu sein, wenn Menschen die gleichen Fehler immer wieder machen oder sich nicht helfen lassen.
Beispiel: Meine Mutter verweigert, dass ich Getränke bestelle (Grund: unklar), hat aber Rückenschmerzen, wenn sie sie im Supermarkt kauft und die Treppe hochschleppt. Ich wohne 500 km entfernt, mehr Hilfe als Bestellung kann ich nicht anbieten.
Beispiel: Mein Mann arbeitet jede Woche mindestens einen Abend bis Mitternacht, schläft dann schlecht, hat am nächsten Morgen Kopfschmerzen, sagt Termine ab und kriegt dann den ganzen Tag nichts hin. Völlig unproduktiv.
Ich kann da nicht mehr ernsthaft Bedauern über Unwohlsein äußern - auch, wenn mir Rücken- oder Kopfschmerzen leid tun, ist es ja ein "Leiden nach Ansage".
Ich halte mich eigendlich für empathisch, aber vielleicht bin ich das nicht. Ihr?
Ich finde das nicht unempathisch, weil es ja bei beiden ein wiederkehrendes Muster ist.
Zitat von Andrea im Beitrag #85klappt es manchmal, wenn man die Klage gleich zu Beginn einer Begegnung (persönlich oder telefonisch) "in den Raum stellt", sie würdigt (Ja, alles scheiße.) und dann auf was Schönes zu sprechen kommt.
Das mache ich auch oft so. Und - ich gebe zu - weniger der klagenden Person wegen, sondern meinetwegen. Dann habe ich es "hinter mir".
Zitat von Andrea im Beitrag #85klappt es manchmal, wenn man die Klage gleich zu Beginn einer Begegnung (persönlich oder telefonisch) "in den Raum stellt", sie würdigt (Ja, alles scheiße.) und dann auf was Schönes zu sprechen kommt.
Das mache ich auch oft so. Und - ich gebe zu - weniger der klagenden Person wegen, sondern meinetwegen. Dann habe ich es "hinter mir".
Ja, die "Klagemauer" muss ja auch ihren Umgang finden mit der Litanei. Im besten Fall passt es für beide. Meistens ist es aber mehr so ein "Nu ja, man nimmt, was man kriegen kann." für beide.
Zitat von peacelike im Beitrag #1Laut meiner Mutter bin ich so rational, dass es kaum auszuhalten ist. Insofern: seid ihr hier anders?
Es fällt mir schwer, ehrlich mitleidig zu sein, wenn Menschen die gleichen Fehler immer wieder machen oder sich nicht helfen lassen.
Beispiel: Meine Mutter verweigert, dass ich Getränke bestelle (Grund: unklar), hat aber Rückenschmerzen, wenn sie sie im Supermarkt kauft und die Treppe hochschleppt. Ich wohne 500 km entfernt, mehr Hilfe als Bestellung kann ich nicht anbieten.
Beispiel: Mein Mann arbeitet jede Woche mindestens einen Abend bis Mitternacht, schläft dann schlecht, hat am nächsten Morgen Kopfschmerzen, sagt Termine ab und kriegt dann den ganzen Tag nichts hin. Völlig unproduktiv.
Ich kann da nicht mehr ernsthaft Bedauern über Unwohlsein äußern - auch, wenn mir Rücken- oder Kopfschmerzen leid tun, ist es ja ein "Leiden nach Ansage".
Ich halte mich eigendlich für empathisch, aber vielleicht bin ich das nicht. Ihr?
Ich hab kein Mitleid in dem Sinne, aber mir tut es leid für die Betreffenden, dass sie da offensichtlich keine gute Wahrnehmung für sich selber haben, oder Schwierigkeiten damit haben, den Lauf der Dinge (man wird älter und die Belastbarkeit ändert sich dadurch) zu akzeptieren. Hat für mich auch nichts mit empathisch zu tun, da ins Verständnishorn zu blasen. Empathisch wäre für mich: ich verstehe, dass es blöd ist, wenn man gezwungen ist auf sich zu achten, obwohl man anders handeln möchte. Hift aber nix, wer die Schmerzen nicht will, muss sich anpassen, Hilfe holen, akzeptieren, dass Dinge sich verändern. Und das ist schwer. Emphatisch heißt für mich, dass ich das Dilemma verstehe, dass zu den Schmerzen führt.
Habe ich auch, dass ich immer wieder mal über Grenzen gehe und am nächsten Tag die Quittung dafür bekomme. Da ich weiß, woher es kommt, muss mich für die Sache an sich keiner bemitleiden. Aber dafür, dass es nicht mehr so geht, wie ich manchmal gerne hätte nehme ich gerne ein bisschen Mitleid 😉
Meinen Mann bemitleide ich auch nicht, wenn er mit Anlauf in ne körperliche Überlastung „rennt“. Ich bemitleide eher, dass er da keinen Selbstschutz für sich erlernt hat. Besser kann ich es nicht erklären.
ErE Reloaded
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23.04.2024 15:09
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