Hi,
EDIT: Ich schreibe nicht alle Vorfälle und habe gekürzt, hoffe, dass der Eindruck reicht.

Vorgeschichte: Mein Sohn ist jetzt 10. In der ersten Klasse ist er von einem anderen Kind regelmäßig körperlich angegangen worden ("Ich schütte dir Desinfektionsmittel in die Augen", im Sportunterricht einen Holzreifen in den Bauch geknallt, geschubst). Mein Sohn war nicht der einzige, die ganze Klasse hatte vor dem Kind Angst - wir waren nur die einzigen, die zur Klassenlehrerin gegangen sind und auch den Schulsozialdienst eingeschaltet haben.
Nachdem der andere Junge dann quasi unter Dauerkontrolle stand (es gab wohl auch einige Gespräche mit Sepiasohn und ihm) und mein Sohn 6 Monate Karate gelernt hat, wurde es in sofern besser, dass sich der Junge andere Opfer gesucht und sich nicht mehr an unseren Sohn getraut hat. Mittlerweile ist er von der Schule. Den Eltern werfe ich nichts vor, er ist Integrationsschüler, hatte nachher immer seinen Betreuer dabei...nur die Schule hat je nach Lehrkraft weggeschaut, verharmlost usw.


So. Nun ist vor einem Jahr ein Schüler quergewechselt, der in seiner Klasse wohl Mobbing ausgesetzt gewesen sein soll (lt. dessen Eltern) und Karate gelernt hat (wegen des Mobbings). Dieser Junge ("Heinrich") ist zwar körperlich kleiner, hat aber zwei feste Freunde organisiert. Mit einem der beiden ist/war mein Sohn lange befreundet. Da mein Sohn wenig andere Freunde hat (andere Baustelle) kann man auch nicht einfach sagen "bleib von denen weg".

Jetzt häufen sich folgende Vorfälle:
- Die Sportlehrerin kommt hinzu als Heinrich gerade die Kleidung des Sepiasohns Richtung Mülleimer wirft und den Kumpel dazu anstiftet, weitere Sachen wegzuwerfen. Auf die Frage der Lehrerin was das soll: "Sepiasohn hat mich provoziert. "
Lehrerin: "Wie denn?"
großes Schweigen, keine Antwort (mein Sohn weiß auch von nichts, das ging gleich nach Sport los)

- Heinrich rauft mit dem anderen Kumpel, beide sind gleichstark. Heinrich ärgert sich, dreht sich zu dem in einiger Entfernung stehenden Sepiasohn um, schreit "steh nicht so rum" und greift ihn an (und er hätte ihn körperlich attackiert, wenn da nicht eine Schulkindbetreuerin just in dem Moment alle reingerufen hätte).

- Jetzt in der Kinderbetreuung nachmittags: Die Jungs haben irgendwas gespielt. Das hat Heinrich wütend gemacht, er muss (Zitat: "an allen Rache nehmen"). Als erstes haut er den Kumpel. Dann stiftet er den Kumpel an, Sepiasohn und dem anderen Kind auf die Toilette zu folgen. Er schreit und tritt gegen die Tür "Kommt da raus, damit ich Rache nehmen kann" (Zitat). Sepiasohn entwischt, der andere wird vom Kumpel festgehalten. Was danach passiert ist (Heinrich behauptet ein nettes Gespräch) wissen wir nicht, weil Sepiasohn zur Erzieherin geflüchtet ist (im Wissen, dass der andere ihn mit HIlfe des Kumpels verprügeln will). Heinrich versucht ihn rauszulocken "Du sollst dich nur entschuldigen".
Als Sepiasohn einen Fuss vor die Tür setzt, will sich Heinrich auf ihn stürzen. Sepiasohn kann sich schnell genug zurückziehen. Daraufhin Heinrich "Ha, ich habe die Finger gekreuzt, dann gilt was ich sage nicht".
Die Erzieherin wird aufmerksam. Fragt Heinrich, was das soll.
"Ich will Rache nehmen."
Sie: "Wofür willst du Rache nehmen?"


Meine Fragen an euch: Ich habe ein sehr ungutes Gefühl. Heinrichs Eltern wissen von den Vorfälle (weil wir versucht haben, das irgendwie unter Eltern zu klären und es angesprochen haben) . Antwort ist "uns ist nichts bekannt, unser Kind würde das nie tun, unser Kind löst das mit Worten".*

Heinrich behauptet jedes Mal "aber Sepiasohn hat mich provoziert". Und wenn die Lehrerinnen nicht auf Zack sind und sich die Muße nehmen, da mal nachzufragen - leider ist mein Sohn auch nicht gut darin, sich zu erklären - dann bleibt das so stehen.

Und ich überlege ernsthaft, Sepiasohn wieder zum Karate zu schicken. Die anderen Eltern (von Heinrich) ins Boot holen und klären hat schon mal nicht funktioniert. Ich überlege, jetzt nochmal die Klassenlehrerin anzuschreiben, damit die Heinrichs Verhalten auf dem Schirm hat.

Und ich weiß nicht, ob ich die Sportlehrerin nochmal ansprechen soll. Die ist leider auch nicht so durchsetzungsfähig. Es gab Beschwerden, dass die Kinder bei den Mannschaftsspielen sehr aggressiv gegenüber einander waren und Verlierer regelrecht fertiggemacht haben. Dann gab es kurz einen Stuhlkreis und keine Konsequenzen.


Bitte schenkt mir etwas Ruhe (ich habe gerade echt Puls) und idealerweise Ideen. Ich kann die anderen Eltern sogar verstehen. Wenn Heinrich wirklich gemobbt worden und Karate deshalb gelernt hat, wäre mir als sein Elter natürlich auch lieber dass ich ihn sicher weiß als das er weiterhin Opfer ist...aber so ist das für uns auch keine Art.



*EDIT: Mein Mann wurde da übrigens noch erst von Heinrichs Vater angesprochen, das etwas vorgefallen sei...aber in der Nachschau hat sich Heinrichs Vater nur den Ablauf angehört und streitet jetzt alles ab mit "Mein Sohn macht das nicht, der würde mit Karate nur warnen, wenn er angegriffen wird". (na, das hat die Erzieherin wahrscheinlich anders mitbekommen).

Bei uns an der Grundschule hätte ich Klassenlehrerin und Schulsozialarbeit informiert und darum gebeten, dass ein Projekt zum Thema,: „Wie gehen wir miteinander um.“ mit der Klasse gemacht wird.
Grundsätzlich haben Kinder in dem Alter ja noch viel Übungsbedarf beim Sozialverhalten.
Evtl. kann Dein Mann auch ein paar Tips geben, wie er in dem Alter gelernt hat mit Aggressoren umzugehen.

Was versprichst Du Dir von Karate? Da geht es ja eher darum, den Konflikten auszuweichen und das tut Dein Kind ja.

Ich würde um ein Gespräch mit der Schulleitung, natürlich der Klassenlehrerin und der Erzieherin bitten und darauf bestehen, dass das aufhört.
Am besten zusammen mit Deinem Mann hingehen und um ein Gesprächsprotokoll bitten ( stichwortartige Zusammenfassung mit Vereinbarung, alle unterschreiben) und einen festen Termin in ein paar Wochen ausmachen, um zu gucken, wie es läuft.

Man sollte als Eltern nicht als Bittsteller auftreten, sondern auf das Recht des Kindes auf einen angstfreien Schulbesuch bestehen).

Ich würde den Text auch der Klassenlehrerin mailen und drum bitten dass das Ganze auch in der Schule thematisiert wird. Hier würde die Schulsozialarbeiterin in den Unterricht einbezogen werden, bringt hier leider nichts weil sie inkompetent ist.
Und ich würde bei jedem Zwischenfall die Schule nerven und wenn es nicht aufhört bei blauen Flecken oder Schmerzen jedes Mal zum Arzt. Die Schule war bei uns wesentlich mehr dahinter als sie jede Woche einen Unfall anzeigen mussten.

Viele Grüße von
Der Mottensocke

Wenn ich Dich richtig lese, haben die Vorfälle z.T. auch Lehrerinnen und Erzieherinnen mitbekommen. Das macht vieles leichter (oft ist das ja nicht so und dann steht Aussage gegen Aussage) und ich würde da auf jeden Fall das Gespräch suchen. Außerdem, wie Mottensocke vorschlägt, jede sichtbare Verletzung ärztlich dokumentieren lassen und sagen, dass das Schul"unfälle" waren.

Wenn die Jungs ohnehin nur noch kurze Zeit in einer Klasse sind, würde ich da auch weniger Energie reininvestieren als wenn die GS bei Euch z.B. noch zwei Jahre geht. Ist eher eine pragmatische Herangehensweise, aber man rennt bei solchen Sachen oft gegen Windmühlen, wenn die Schule da nicht wirklich aktiv werden möchte (und das ist erschreckend oft der Fall). Die Sicherheit Deines Kindes muss aber natürlich gewährleistet sein - ich würde also erwarten, dass die Schule sicherstellt, dass dieser Junge niemals unbeaufsichtigt ist.

Wenn Du sagst, dass Dein Kind außer diesen beiden Kumpels kaum Freunde hat: Wie ist es denn privat mit denen, also wenn Heinrich nicht dabei ist?

Zitat von Makaria. im Beitrag #2

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Auf jeden Fall mit der Klassenlehrerin reden! Je nachdem dann weitere Lehrer (wäre m.E. Aufgabe der KL).

Anregung: Schulsozialarbeit mit der Klasse, da geht es ja nicht nur gegen Sepiasohn, der andere "Freund" und andere Kinder werden ja ebenfalls in diese Vorfälle involviert, drangsaliert oder angestiftet - und ja, "Heinrich" braucht vermutlich schlicht Hilfe, damit er nicht aus Angst, wieder von irgendjemand fertig gemacht zu werden, nun seinerseits so agiert.

Andere Frage: Ist Dein Sohn den Heinrich nach diesem Schuljahr los, wechseln die Kinder eh die Schule?

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Zitat von Veronica im Beitrag #6

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Wenn Du sagst, dass Dein Kind außer diesen beiden Kumpels kaum Freunde hat: Wie ist es denn privat mit denen, also wenn Heinrich nicht dabei ist?

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Mal von der laschen Reaktion der LehrerInnen / ErzieherInnen -
mir stellen sich ja v.a. bei der Reaktion der Eltern in Richtung „unser Kind würde das nie tun“ die Haare auf.

Ist das sicher, dass Heinrich an der anderen Schule nicht der Mobber war und deshalb wechseln musste?

Zitat von majathebookworm im Beitrag #9

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Mal von der laschen Reaktion der LehrerInnen / ErzieherInnen -
mir stellen sich ja v.a. bei der Reaktion der Eltern in Richtung „unser Kind würde das nie tun“ die Haare auf.

Ist das sicher, dass Heinrich an der anderen Schule nicht der Mobber war und deshalb wechseln musste?

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Zitat von Sepia im Beitrag #8

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Da Heinrich auf die weitergehende Schule gehen wird, weiß ich nicht, was dann wird. Ich hoffe, dass die nicht in dieselbe Klasse kommen.

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Zitat von majathebookworm im Beitrag #9

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Ist das sicher, dass Heinrich an der anderen Schule nicht der Mobber war und deshalb wechseln musste?

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Zitat von Sepia im Beitrag #7

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Leider nein. Heinrich wird an dieselbe Schule gehen. Wir können nicht mehr wechseln.

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Zitat von Veronica im Beitrag #12

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Zitat von majathebookworm im Beitrag #9

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Ist das sicher, dass Heinrich an der anderen Schule nicht der Mobber war und deshalb wechseln musste?

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Ja, das habe ich auch kurz gedacht.

Zitat von Sepia im Beitrag #7

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Leider nein. Heinrich wird an dieselbe Schule gehen. Wir können nicht mehr wechseln.

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Oh je - ganz sicher nicht? Klar, andere Klasse wäre gut - aber die werden sich ja trotzdem oft über den Weg laufen - oft sind die Zimmer von Parallelklassen nebeneinander und sie sind in manchen Fächern (Religion, Fremdsprachen ...), in Pausen, auf Ausflügen ... zusammen.
Wahrscheinlich wird ja Sven dann auch an diese Schule gehen und die doofe Dynamik wird sich fortpflanzen, weil Sven, wenn Heinrich nicht dabei ist, Sepiasohns "Freund" ist, in der Schule dann aber nicht.

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Ich würde auf jeden Fall darauf bestehen, dass die Kinder nicht in die gleiche Klasse kommen. Du hast zwar geschrieben, ein Schulwechsel wäre nicht mehr möglich, aber auch das würde ich in Betracht ziehen. Ich würde da notfalls auch echt ein Fass aufmachen. Dein Sohn hat mein Mitgefühl. Gemobbt werden ist schlimm und wenn sich das nach dem Schulwechsel durch die gleichen Akteure fortsetzt - nicht auszudenken. Für den Sohn wäre es gut, Strategien zu erlernen, wie man kein „Opfer“ wird. Keine Ahnung, ob es da Coachings für Kinder gibt. Wäre auf jeden Fall eine Marktlücke.

Klassenlehrerin ansprechen, Vorfälle schildern. Ohne Forderungen oder Zuschreibungen ans andere Kind.
Fragen, ob Beobachtungen schon gemacht wurden oder Infos völlig neu sind. Mögliches weiteres Vorgehen erklären lassen.

Mit dem Sohn Stöcken, ob er mit Heinrich in eine Klasse will oder lieber nicht. Wenn nein, weiterführende Schule kontaktieren und darum bitten, dass aufgrund aktueller Vorfälle eine Separierung hilfreich wäre und fragen ob das noch möglich wäre.

Durchatmen! Ich finde dein Sohn hat sich bisher ganz gut geschlagen. Ich sehe nicht, warum unbedingt Karate jetzt was helfen soll. Bestärke deinen Sohn, dass er es toll schafft Hilfe zu holen und dass es manchmal blöde Reaktionen gibt, das aber nix mit ihm zu tun hat.

Das hört sich jetzt vielleicht zu krass an, aber man kann sich durchaus einen Anwalt nehmen, der einen zivilrechtlich berät.
Ja, auch bei Grundschulkindern, wenn man sein eigenes Kind bedroht sieht.

Ich habe jetzt schon von mehreren Fällen gehört, bei denen die Eltern der Mobbingopfer diesen Weg gegangen sind und ein einfaches Schreiben des RAs schon gereicht hat, um den Angreifer bzw. dessen Eltern zu warnen.
Wichtig ist eine Dokumentation der Vorfälle, das ist klar.
Und vielleicht ist es auch gut, wenn man vorab allen Beteiligten (Lehrern etc.) sein Vorhaben mitteilt, damit diese sich die Vorgänge genauer ansehen und endlich reagieren.

Für mich liegt das Problem nicht nur am Mobber, sondern vor allem an den wegsehenden und relativierenden Personen.

Das liest sich für mich nicht nach Mobbing, sondern danach, dass "Heinrich" ein sehr aggressiver und impulsiver Typ ist.
Aber egal, ob er einfach bloß so gewaltätig ist oder tatsächlich mobbt, es gehört unterbunden.
Dein Sohn soll jeden Vorfall melden, ggf täte ich das selbst. Das geht dann Schule/Eltern hoffentlich schnell so auf den Wecker, dass sie tätig werden.

Wir hatten eine ähnliche Situation hier in der Grundschule. Ich habe jeden Vorfall protokolliert und stand im teilweise wöchentlichem Kontakt mit Klassenleitung, Sozialpädagogin und Chefin vom Hort. Diese haben dann viel in Sachen Teambuilding unternommen und haben den (Mobber)Eltern regelmäßig auf die Füße getreten.

Man konnte zwar nicht verstehen, wie das Goldkind sich so benehmen könnte, jedoch wurden auch später die Jugendhilfe noch hinzugenommen, als das nicht besser wurde und auch andere Kinder betroffen waren.

In der weiterführenden Schule gibt es eine weitere Chef-Mobberin (die Mutter ist bezeichnenderweise auch noch Bankenanwältin), die aber unter Aufsicht der Klassenlehrerin und der Sozialpädagogin steht. Die hat auch schon 2x mit Parfum im Klassenraum gesprüht, wohlwissend, dass meine Tochter und der Bub hinter ihr beide fieses Asthma haben und im Winter regelmäßig bei der Notaufnahme auftauchen, weil sie keine Luft mehr bekommen. Ich habe jetzt durch die Klassenlehrer an die Eltern ausrichten lassen, dass beim nächsten Mal eine Anzeige droht. Seitdem ist bisher Ruhe. Die macht seit einem Jahr Terror, den wir uns nicht mehr gefallen lassen.
Zum Glück erzählt meine Tochter sehr freimütig über diese Begebenheiten und hat viel Vertrauen zu uns. Ich war auch mal Opfer in der sechsten Klasse und weiss deshalb, wie schlimm sowas sein kann.