Hallo, vielleicht bin ich falsch, aber vielleicht habe ich Glück und finde doch eine Antwort.
Es wird gerne in Artikeln zu älteren Frauen mit Kinderwunsch darauf hingewiesen, dass mit zunehmendem Alter die Eizellen mehr genetische Defekte aufweisen.
Ich verstehe nicht ganz, warum, wenn Eizellen bereits beim Baby angelegt sind und die Eizellen einfach nur auf ihren Einsatz warten.
Werden erst die guten Eizellen verbraucht? Oder erneuern sich die Eizellen im Laufe des Lebens? Haben Eizellen sozusagen ein Verfallsdatum, ab dem sie sich nicht mehr erhalten können?
Vielen Dank im Voraus, wenn mich jemand erhellen kann.
Hallo Lilafee, es ist eine ganz bestimmte Sorte genetischer Veränderungen, die ältere Eizellen gehäuft aufweisen, nämlich ein Chromosom zuviel, was beim Embryo zu einer Trisomie führt (häufigste Trisomie ist die Trisomie 21 = Down-Syndrom). Eizellen müssen während der Reifung ihre Chromosomenanzahl halbieren: von 46 auf 23. Dazu lagern sich die Chromosomen paarweise aneinander um dann im nächsten Schritt voneinander getrennt zu werden, damit jeweils eines der beiden aus der Zelle (als sogenannter Polkörper) ausgeschleust werden kann. Diese Reifeteilung heißt Meiose. Die Eizellen sind beim Baby zwar schon angelegt, aber die Reifeteilung ist noch nicht abgeschlossen. Die Eizellen werden genau in dem Stadium "eingefroren", in dem die Chromosomen paarweise aneinanderkleben. Bei einer 40jährigen kleben sie also doppelt so lange zusammen wie bei einer 20jährigen und je länger sie zusammenhingen, umso schlechter können sie danach fehlerfrei getrennt werden. Deshalb verbleiben bei älteren Frauen gehäuft zwei Chromosomen eines Paares in der Eizelle und so kommt es zu den Trisomien. Dabei ist es bei den Eizellen wie auch mit den Verfallsdaten von Lebensmitteln: Nicht alle Lebensmittel sind danach wirklich verdorben, einige sind noch eine unterschiedliche Zeitlang gut. Deshalb steigt mit dem Alter zwar die Trisomiewahrscheinlichkeit an, aber im Einzelfall kann auch die letzte Eizelle einer Frau noch frei von Chromosomenabweichungen sein, selbst wenn viele davor schon Abweichungen aufwiesen. Ich hoffe, das war verständlich.
LG, Barbara
P.S.: Ich scheue mich übrigens, das Wort "Defekt" in diesem Zusammenhang zu verwenden, weil es zaghafte Hinweise gibt, dass die Chromosomenabweichungen manchmal auch nützlich sein könnten. Aber das führt hier zu weit.
das ist eine gut verständliche und hilfreiche Antwort.
Gibt es denn auch eine Erklärung für die so oft zitierte magische 40? Mir fällt es schwer zu verstehen, warum zum Beispiel mit 35 die Teilung noch so viel einfacher klappt, wenn die Chromosomen ja immer noch 15 Jahre länger zusammengehangen haben, als mit 20.
Zitat von Lilafee im Beitrag #3Vielen Dank Barbara,
das ist eine gut verständliche und hilfreiche Antwort.
Gibt es denn auch eine Erklärung für die so oft zitierte magische 40? Mir fällt es schwer zu verstehen, warum zum Beispiel mit 35 die Teilung noch so viel einfacher klappt, wenn die Chromosomen ja immer noch 15 Jahre länger zusammengehangen haben, als mit 20.
Wenn Du Dir die Wahrscheinlichkeit für ein Kind mit Trisomie anschaust, gibt es keine magischen Altersgrenzen.
Vereinfacht (ganz grobe Rechnung mit Blick auf die Kurven): Die Wahrscheinlichkeit für ein Kind mit Trisomie verdoppelt sich alle x Jahre, wobei x eine Zahl <5 ist. Die Wahrscheinlichkeit steigt also in jedem Alter deutlich an, und zwar eben nicht linear. Das springt uns dann mit jeder Verdopplung mehr ins Auge.
Es handelt sich außerdem um rein statistische Werte. Menschen sind unterschiedlich fit, die individuelle Häufigkeit von Eizellen mit Trisomie kann deutlich von den statistischen Werten für das Alter abweichen.
Zitat von Lilafee im Beitrag #3Vielen Dank Barbara,
das ist eine gut verständliche und hilfreiche Antwort.
Gibt es denn auch eine Erklärung für die so oft zitierte magische 40? Mir fällt es schwer zu verstehen, warum zum Beispiel mit 35 die Teilung noch so viel einfacher klappt, wenn die Chromosomen ja immer noch 15 Jahre länger zusammengehangen haben, als mit 20.
Die Wahrscheinlichkeit ein Trisomie-Kind mit 35 zu haben ist in etwa genauso groß wie die statistische Wahrscheinlichkeit für eine Fehlgeburt nach einer Fruchtwasseruntersuchung, mit 40 ist die Wahrscheinlichkeit geringfügig höher und deshalb hielt man früher eine FU als Untersuchungsmethode (ohne Blutuntersuchung) für gerechtfertigt. Ich denke, dass die magische 40 auch daher kommt.
Zitat von silm im Beitrag #5 Die Wahrscheinlichkeit ein Trisomie-Kind mit 35 zu haben ist in etwa genauso groß wie die statistische Wahrscheinlichkeit für eine Fehlgeburt nach einer Fruchtwasseruntersuchung, mit 40 ist die Wahrscheinlichkeit geringfügig höher und deshalb hielt man früher eine FU als Untersuchungsmethode (ohne Blutuntersuchung) für gerechtfertigt. Ich denke, dass die magische 40 auch daher kommt.
Hallo silm, ich kann mich allerdings nicht daran erinnern, dass jemals 40 Jahre die Grenze für eine Empfehlung zur Fruchtwasseruntersuchung war. Am Anfang war es 38 Jahre (aus Kapazitätsgründen), die dann recht schnell auf 35 Jahre abgesenkt wurde. Ich vermute eher, dass die "magische Grenze 40 Jahre" eher in den Köpfen der Schwangeren als in den Köpfen der Pränataldiagnostiker extistiert, einfach weil es eine so runde Zahl ist. LG, Barbara
ErE Reloaded
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02.08.2022 19:16
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